Sprungziele
Inhalt

Stadtarchiv - Ein Gedächtnis unserer Stadt

Das zentral am Marktplatz gelegene Stadtarchiv wurde nach Zerstörung im zweiten Weltkrieg 1983 wieder gegründet und hat sein Domizil seit 2014 im neu sanierten „Haus der Kultur und Bildung“. Hier werden Zeugnisse unserer Stadtgeschichte, die von der Gegenwart bis ins 17. Jahrhundert zurück reichen aufbewahrt, benutzbar gemacht und erhalten. Der helle und großzügige Studienbereich eignet sich vorzüglich für Ihre Recherchen und Forschungen im Archivgut.

Bestände

Das Stadtarchiv bewahrt neben Dokumenten zur Stadtgeschichte auch Verwaltungsakten, Bauunterlagen, Firmenakten, Karten und Pläne sowie Zeugnisse über Schul- und Berufsschulabschlüsse auf. Hinzu kommen Fotodokumentationen, eine umfangreiche Postkartensammlung, Film- und Tonaufnahmen und viele“ tausend interessante Kleinigkeiten“, die als "Sammlungsgut" bezeichnet werden, vom Busfahrschein bis zum DIN A1-Plakat. Die wertvollsten Bestände sind die kompletten "Bürgerbücher" von 1679 bis 1918, die handschriftlichen Ratsprotokolle seit 1729 und das "Buch der Eide", geführt von 1773 - 1925. Diese Dokumente können vom Mikrofilm genutzt werden. Zu den bewegenden Kapiteln der Stadtgeschichte gehören die der Lager des 2. Weltkrieges und der Nachkriegszeit. Die ersten Verzeichnisse des Kriegsgefangenenlagers Stalag II A für die Rote Armee, die Totenliste, die Zugangsjournale vom NKWD-Speziallager Nr. 9 "Fünfeichen" 1945 - 1948 und die Kopie des Lagerfotoalbums aus dem Russischen Staatsarchiv Moskau sind im Stadtarchiv eingelagert. Recherchen zu einzelnen Personen können hier vorgenommen werden. Seit 2007 sind die Archivalien in einem Bestandsverzeichnis nachgewiesen. Ebenso wurde ein Verzeichnis der vorhandenen Zeitungen, Zeitschriften und Gesetzessammlungen erstellt. Zu ausgewählten Themen gibt es Findbücher. Diese liegen in Papierform vor und stehen nach der Softwareumstellung des Stadtarchivs auch für die Internetrecherche zur Verfügung.

Archivgeschichte

"Archiv ist nichts anderes, als ein gewisser Ort, da die Instrumente publica und andere wichtige und geheime Sachen, die den Staat und Jura des Fürsten und seines Landes anbetreffen, verwahret werden." (Zeidlers Grosses vollständiges Universal - Lexikon 2. Band 1732)
Der lexikalische Eintrag von 1732 ruft vielleicht beim ersten Lesen Erstaunen hervor, doch ein genauerer Einblick in die Archivpraxis zeigt, dass sich an Zeidlers Definition bis in die heutige Zeit kaum etwas geändert hat.

In Neubrandenburg hat das städtische Archiv noch keine lange Tradition. Es gab zwar ein Verwaltungsarchiv, denn man kann nachlesen, dass beim Stadtbrand 1737 der Bürgermeister Wiermann die Anweisung gab, "das Archiv zu retten". Doch später findet sich die Bemerkung, dass Herr Wiermann die große Wasserspritze doch wohl mehr zur Rettung seines eigenen Hauses eingesetzt hat. Durch die Zerstörung der Stadt Neubrandenburg im April 1945 wurde wiederum das bis dahin wieder bestehende Stadtarchiv zerstört.
So sind viele Zeugnisse aus der Zeit bis 1945 unwiederbringlich verloren gingen. Es dauerte noch über zweihundert Jahre bis auch in Neubrandenburg an die Gründung eines Stadtarchivs gedacht wurde. Ein DDR-Ministerratsbeschluss aus dem Jahr 1976 beförderte, dass die Stadtväter 1980 die Gründung eines Archivs beschlossen. Am 3. Februar 1983 wurde das Neubrandenburger Stadtarchiv am Standort Friedrich-Engels-Ring 26 eröffnet. 1990 bezog das Stadtarchiv im Keller des Rathaus-Anbaus (Friedrich-Engels-Ring 53) neue Räume. Aus den anfänglich 480 Regalmetern für Archivgut sind inzwischen mehr als 3000 geworden.

Seitdem hat sich diese junge kulturelle Einrichtung der Stadt zu einem der größten Kommunalarchive des Landes Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. Auch gegen die drei "Hauptfeinde" der Archive (Feuer, Wasser und unbefugtes Betreten) waren die Magazine inzwischen bestens gesichert. Jeder Magazinraum war dreifach überwacht. Doch dies allein ist heute nicht mehr ausreichend. Neue Probleme kamen hinzu: der Platzmangel und die Speicherung auf elektronischen Datenträgern. Bei der Menge der anfallenden Archivalien waren die vorhandenen Lagermöglichkeiten fast erschöpft. Die Computertechnik bietet mit digitalen Speichersystemen keine Lösungen für eine dauerhafte Archivierung. Während Dokumenten aus den letzten 150 Jahren Informationsverluste durch die schlechte Papierqualität drohen, ist durch die elektronische Informationsverbreitung und Digitalisierung von Daten eine neue Verlustgefahr entstanden. Im Stadtarchiv wird aus diesem Grunde derzeit noch vielfach auf die konventionelle Methode der Mikroverfilmung zurückgegriffen.

Im Rathaus-Anbau waren spätestens Ende der 1990er Jahre die Lagerkapazitäten ausgelastet. Im Frühjahr 2014 begann der Umzug des Archivs in das umgebaute HKB. Über 100 Tonnen Archivalien wurden kontrolliert, verpackt, beschriftet, transportiert und wieder eingelagert in moderne, klimatisierte Magazinräume mit elektrisch fahrenden Regalanlagen.

Publikationen (Schriftenreihe)

Nicht jeder, der sich für die Geschichte unserer Stadt interessiert, hat Zeit und Muße, in den alten handschriftlichen Akten zu lesen. Daher wurden die wichtigsten Daten der Stadtgeschichte zusammengestellt und in Form einer Chronologie herausgegeben. Die zweite Ausgabe dieser Broschüre liegt seit Dezember 1997 vor und schließt damit eine Lücke für all jene, die Stadtgeschichte schnell und auf einen Blick erfahren möchten. Der Erwerb ist über das Stadtarchiv und den örtlichen Buchhandel möglich.

In der Schriftenreihe “Erlebt und Aufgeschrieben“ werden Alltagserlebnisse festgehalten. Was wir täglich erleben, erscheint oft unwürdig, aufgeschrieben zu werden, aber gerade das illustriert Geschichte und macht sie nacherlebbar. Bisher wurden neun Erlebnisberichte herausgegeben, weitere sind geplant.

Nutzung

Für Historiker, Familienforscher aus dem In- und Ausland, Architektenbüros, Studenten- und Schülerprojekte sowie Ortschronisten ist das Stadtarchiv ein wichtiger Anlaufpunkt.

Für die Direktbenutzung regelt eine Satzung den Umgang mit den Archivalien im Studienbereich. Gebühren, die Archivbenutzer zu entrichten haben, sind in der Verwaltungsgebührensatzung der Stadt Neubrandenburg in ihrer aktuellen Version nachzulesen.

Am 18. Juni 2014 wurde das neue Stadtarchiv an zentraler Stelle am Marktplatz für die Archivnutzer und Gäste geöffnet. Im großzügigen Studienbereich im 2. Obergeschoss können bis zu 20 Personen an Arbeitsplätzen, die alle mit separaten Strom- und PC-Anschlüssen ausgestattet sind, wissenschaftlich arbeiten. Dieser Lesesaal steht sowohl den Archivnutzern als auch den Nutzern der Regionalbibliothek zur Verfügung, die die Sondersammlungen und den Periodicabestand nutzen möchten. Die Archivbibliothek umfasst über 8.000 Bücher. Für die Nutzung der Mikrofilme und Mikrofiches steht ein Reader-Printer (Lese-Kopier-Gerät) zur Verfügung. Personen, die nur eingeschränkt lesen können, haben die Möglichkeit, ein elektrisches Vergrößerungsgerät mit Vorlesefunktion zu nutzen.

Aktuelle Ausstellung/Veranstaltungen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

wie ich schon in meinem Neujahrsrundbrief ankündigte, haben wir uns im „Bücherfrühling“ wieder Gäste eingeladen, die gern Ihre Bücher bei uns vorstellen möchten.

Lesung mit Detlef Stapf im Caspar David Friedrich Jahr

Ein Termin, auf den schon eine Reihe Interessierter wartet, ist der 23. Mai. An diesem Tag haben wir Detlef Stapf zu Gast.

Der Publizist und Journalist war langjährig bei der Tageszeitung „Freie Erde“ und im Feuilleton des „Nordkurier“ tätig und widmete sich danach in einer umfangreichen Forschungsarbeit insbesondere der zeitgenössischen Kunst und Kunstgeschichte.

Seine Publikationen u.a. zu Ernst Boll und Caspar David Friedrich sind durch die äußerst akribischen Rechercheergebnisse beispielhaft und maßgeblich.

Bereits 2019 veröffentlichte Stapf im Berliner Okapi-Verlag die Biografie von Caspar David Friedrich, wobei die Betonung auf d i e liegt!

Stapf wird am 23. Mai ab 19 Uhr im Stadtarchiv aus dieser Biografie einige Teile vorstellen und insbesondere die Neubrandenburger Bezüge herausstellen, denn sowohl der Vater Adolph Gottlieb Friedrich, der als Seifensieder nach Greifswald übersiedelte als auch seine Mutter Sophie Dorothea, die Tochter des Schmieds Conrad Bechly, sind gebürtige Neubrandenburger.

Auch die besten Freunde Caspar David Friedrichs, u.a. der Pastor Ernst Theodor Brückner und der Pastorensohn Ernst Boll gehörten zur bürgerlich-intellektuellen Elite unserer Stadt.

Das Jubeljahr um Caspar David Friedrich brachte weitere biografische Publikationen in den Buchhandel und nicht alle Autoren waren mit dem einverstanden, was Stapf erforschte. Sicher wird dies auch an dem Abend in der Diskussion für Gesprächsstoff sorgen.

Um einen Eintritt in Höhe von 5 EUR möchten wir Sie bitten.

Neubrandenburger Kirchengeschichte

Eine neue Ausstellung im Stadtarchiv widmet sich im städtischen Jubiläumsjahr 2023 auch der mehr als 800jährigen Kirchengeschichte unserer Stadt.

Die wenigen Quellen aus den frühen Jahrhunderten sind durch umfangreiche Darstellungen aus dem 20. Jahrhundert ergänzt und dokumentieren eindrucksvoll eine Historie, die in unserem Alltag in Umfang und Bedeutung wenig wahrgenommen wird. Insbesondere das vergangene Jahrhundert mit zwei Diktaturen minimierte christliches Leben, drängte es an den gesellschaftlichen Rand und kriminalisierte es teilweise.

Die Ausstellung kann noch bis 30. Juni an den Öffnungstagen dienstags – donnerstags von 9 – 18 Uhr besucht werden.

Der Eintritt ist kostenfrei.

Wir freuen uns wieder, Sie und Euch bei uns begrüßen zu dürfen und verbleiben bis bald mit freundlichen Grüßen.

Ihr
Neubrandenburger Stadtarchiv


Ausstellungsdokumentation der vorherigen Ausstellung:






Stadtarchiv digital erkunden


Die Erstellung der 3D-Visualisierung wurde im Zuge "30 Jahre Städtebauförderung" mit Stadtbaufördermitteln finanziert.
Um weitere Informationen zu erhalten, klicken Sie im digitalen Stadtplan das Piktogramm oder die Videoimpressionen an.

Das Stadtarchiv ist Bestandteil des Virtuellen Stadtrundganges, bei dem Sie Informationen in Form von Audiodateien direkt am Bauwerk erhalten.