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September - Fund des Monats: Glockengussgrube

Spannende Einblicke in die Geschichte der Stadt und des Franziskanerklosters bietet aktuell die Sanierung der Stargarder Straße. Neben Bestattungen und Fundamenten wurden auch die Reste einer Glockengussgrube unweit von St. Johannis entdeckt (Abb. 1). Die Sole der Grube lag 1,60 m unter dem Straßenpflaster. Ungewöhnlich ist nun, dass nach dem Bergen der gegossenen Glocke aus der Grube sich Reste des fein bearbeiteten Formlehms mit gotischen Minuskeln und Verzierungen über 600 Jahre bis zum heutigen Tage erhalten haben (Abb. 2).

Die eigentliche Gussform aus Lehm hat ein Innenmaß von 1,20 m. Durch die Hitze des Gusses war der Lehm im Kontaktbereich zur flüssigen Bronze schwarz bis rotbräunlich überfeuert, feinste Bronzeanhaftungen auf der Innenseite geben ihm ein metallisches Aussehen.

Bei einer Leitungssanierung im Kreuzungsbereich von Stargarder- und Poststraße wurde bereits eine andere Glockengussgrube beobachtet. In beiden Gruben wurden sehr wahrscheinlich, in unmittelbarer Nähe des Franziskanerklosters, Glocken für St. Johannis hergestellt. Oder war eine der Gussanlagen Zeugnis eines Fehlgusses? Im Denkmalinventar von Georg Krüger wird auf zwei Glocken im alten Glockentürmchen verwiesen. Allerdings erscheint auch dieses, bei den Umbaumaßnahmen von 1891 bis 1894 unter das Dach geführte zu klein für ein solches Geläut (Abb. 3). Der heutige hölzerne Dachreiter birgt eine Glocke aus dem Jahr 1897. Ihr Vorgängermodell aus dem 15. Jahrhundert war da bereits verschwunden. Teile ihrer Form und Inschrift konnten jetzt aus der Gussgrube geborgen werden.

19.09.2018