August 2020 - Hochhausensemble mit Kaufhalle und Kindereinrichtung - Neustrelitzer Straße
Eintragung in die Denkmalliste: Neustrelitzer Straße, Hochhausensemble mit Kaufhalle und Kindereinrichtung
Die Denkmalliste der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg ist um ein großes Objekt reicher geworden: das Hochhausensemble mit Kaufhalle und Kindereinrichtung an der Neustrelitzer Straße. Entlang der als Magistrale ausgebauten und leicht geschwungen geführten früheren F 96 bzw. Leninstraße reihen sich die vierzehn- und elfgeschossigen Wohnblöcke in WBS-70-Bauweise in abwechslungsreicher Anordnung aneinander. Verlässt man die Stadt in Richtung Süden, blickt man auf die fensterlosen Nordgiebel der Gebäude, die mit insgesamt vier monumentalen Wandbildern aus weißen und roten keramischen Platten aus Meißner Produktion auf roten und grauen Betonplatten von dem Künstler Wolfram Schubert (* 1926) gestaltet wurden. Das zu Beginn der 1980er Jahre unter Federführung von Iris Grund, Günter Gisder, Manfred Hartung und Ingeborg Knipper (Freiflächen) für circa 3.000 Einwohner errichtete Wohngebiet mit nach Westen geöffneten Wohnhöfen und Funktionsunterlagerungen in den Erdgeschossen und dazugehöriger Kita sowie Kaufhalle ist in seinem Gesamteindruck bis heute erhalten geblieben und stellt somit ein authentisches Zeugnis seiner Entstehungszeit dar. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und Schönheit ist kein denkmalpflegerischer Bewertungsmaßstab, vielmehr geht es jedoch um das dokumentarische Bewahren gesellschaftlicher Erinnerungen in gebauter Form. Eingeschlossen werden davon nicht nur Schlösser, Kirchen und Fachwerkgebäude, sondern auch Objekte, die sich zunächst gegen einen gängigen Schönheitsbegriff sperren oder eine unbequeme Phase unserer Geschichtsschreibung, wie beispielsweise das Dritte Reich, dokumentieren: „[…] Geschichte à la carte, die Geschichte zum Aussuchen […], das kann nicht das Ziel sein. Es ist immer Sache der Denkmalpflege gewesen, dass es bei ihr primär um Geschichte ging und nicht primär um Ästhetik.“ (Norbert Huse) So dokumentieren die Bauten unter anderem auf eindrucksvolle Weise Lebens- und Wohnbedingungen der Neubrandenburgerinnen und Neubrandenburger zu DDR-Zeiten, Realisierung politischer Vorgaben des Wohnungsbaus, bau- und materialtechnische Möglichkeiten, Kunst am Bau und den Städtebau der 1980er Jahre.