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Mudder-Schulten-Brunnen

Vis-a-vis vom Fritz-Reuter-Denkmal, ebenfalls unweit des Bahnhofs, steht der Fritz-Reuter-Brunnen, heute Mudder-Schulten-Brunnen genannt. Er zeigt "Dörchläuchting" (Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz) und die Bäckersfrau "Mudder Schulten". Die am Brunnen gestaltete Situation soll sich im Jahre 1771 zugetragen haben. Damals regierte Herzog Adolf Friedrich IV. zeitweise auf seiner Sommerresidenz Neubrandenburg.

Diesem "Landesvater", der unverheiratet und kinderlos war, dichtete der niederdeutsche Schriftsteller Fritz Reuter vieles an: Eine mächtige Angst vor Gewitter, eine Abneigung gegen die Frauen, eine Vorliebe für die französische Sprache und Mode und ständige Geldsorgen. Deshalb ließ er auch beispielsweise Backwaren, unter anderem das beliebte Kümmelbrot, beim Bäckermeister Schulz nach der Lieferung anschreiben. Als sich dieser Kauf auf Pump über fünf Jahre hingezogen hatte, kam der Bäcker dann auf die Idee, Durchlaucht per Rechnung an die Bezahlung zu erinnern.

Doch der Bäckermeister und der Herzog hatten die Rechnung ohne die Bäckersfrau, Mudder Schulten, gemacht - eine couragierte Frau, wie sich erwies. Auf offener Straße prallten Mudder Schulten und Dörchläuchting aufeinander. Sie: In breitem, grünen Rock, braunseidenem Tuch, weißer Sonntagshaube. Er: Mit seidenen Hosen in Rot, seidenen Strümpfen in Weiß, Schuhen mit blanken Schnallen, violettem Überrock mit goldenen Tressen, auf dem Kopf den Dreimaster, in der Rechten einen Rohrstock mit diamantenem Knauf. Sie: 63-jährig, klein, rundlich. Er: hochgewachsen, mehr dürr als schlank, das 50. Lebensjahr schon überschritten. Sie: einen Ausdruck untertänigster Resolutheit im Gesicht, beide Hände in die Seiten gestemmt. Er: in würdevollgnädiger Haltung, ebenso resolut, die linke Hand am Degengriff. Mudder Schulten präsentierte dem Herzog die unbezahlte Rechnung. Worauf er - vor Wut zitternd - ihr, mit dem Aufschrei "impertinentes Frauensmensch", die Rechnung aus der Hand schlug.

So oder so ähnlich soll es sich zugetragen haben. Eine Originalrechnung ist noch erhalten und kann im Regionalmuseum besichtigt werden. Fritz Reuter hat diese Begebenheit in seinem Werk "Dörchläuchting" der Nachwelt überliefert und der Neubrandenburger Bildhauer Wilhelm Jäger setzte 1923 der sympathischen Bäckersfrau ein bleibendes Denkmal. Gestiftet wurde der aus einem 250 Zentner schweren Muschelkalkblock geschaffene Brunnen vom Kaufmann Hermann Carstens anlässlich seines 100-jährigen Geschäftsjubiläums. Ursprünglich stand der Brunnen vor dem Rathaus auf dem Marktplatz. Nach der Zerstörung der Stadt im zweiten Weltkrieg und im Zuge des Wiederaufbaus der Innenstadt beschloss die Stadt dann die Umsetzung des Brunnens zum jetzigen Standort - gegenüber vom Fritz-Reuter-Denkmal.

Für weitere Informationen klicken Sie im Stadtplan mit Lage des Mudder-Schulten-Brunnens das Piktogramm an.